Spezialkinderheim und Jugendwerkhof

In einer kleinen sächsischen Gemeinde in der Nähe von Freiberg liegt ein Gebäudekomplex, der zu DDR Zeiten einer der dunkleren Flecken unserer Heimatgeschichte wurde. Dieser Gebäudekomplex wurde als Spezialkinderheim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche genutzt. In wie weit hier Kinder des politischen Gegners untergebracht wurden, versuche ich gerade heraus zu finden.

Durch die damals üblichen Erziehungsmethoden ist es heute eher schwierig sachliche Recherche zu betreiben. Die ehemaligen Heimbewohner lassen keinen guten Fetzen an ihrer früheren Wohnstätte, während die alten Pfleger und Werter aus Scham schweigen.

Auch so ist relativ wenig über das Heim überliefert, sodass mir wohl nix anderes übrig bleibt, als vor Ort Leute zu befragen.

Im Internet kursieren einige Spuk- und Gruselgeschichten. Meine eigenen Erfahrungen und die der Leute, die mit mir vor Ort waren, lasse ich gerne mit einfließen.

Ich werde am Ende in diesen Bereich mehrere Unterbereiche eingliedern, da der Heimkomplex einige Gebäude umfasst und dazu noch ein ehemaliges Rittergut angrenzt. Eines der grösseren Heimgebäude gehörte anfangs zum Rittergut. Viel Spass beim Lesen und Gruseln.

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Geschichte bis 1945

Im Jahr 1824 entsteht, in dem oben abgebildeten Gebäude, das Landeswaisenhaus des Königreiches Sachsen. Kurz darauf ändert sich der Status der Einrichtung zur königlich sächsische Korrektionsanstalt für kriminelle Kinder. Ein erster Wink, in welche Richtung das Heim die nächsten Jahrzehnte eingesetzt werden soll. Zu dieser Zeit waren die Wärter bewaffnet und zögerten nicht ihre Karabiner gegen die Jugendlichen im Ernstfall einzusetzen. Während Wächter mit Gewehren die Ordnung aufrecht erhielten, stand immer eine alte Kanone bereit, die bei Flucht eines Kindes abegefeuert wurde. Da der grösste Teil der Dorfbevölkerung für die Korrektionsanstalt oder das daneben liegende Rittergut der Familie Schubert von Kleefeld arbeitete, wusste jeder, was der Kanonenschuss bedeudete. So war es eigentlich für den Flüchtenden kaum möglich, eine Unterschlupfmöglichkeit zu finden.

Nach dem ersten Weltkrieg änderte sich das Ansinnen der Einrichtung hin zu einer Fürsorge und Erziehungsanstalt. Zu dieser Zeit wurden weitere Gebäudekomplexe in Betrieb genommen. Parallel dazu wuchs auch das benachbarte Rittergut, welches immer mit dem Heim in Verbindung war.

1933 erlangte das Heim einen weiteren Tiefpunkt, als es zur Verwahranstalt für asoziale und abeitsunwillige Erwachsene wurde. Am 23. September 1943, am 6. Januar 1944 und am 1. März 1944 wurden insgesamt 123 Frauen in die Aussenstelle Bräunsdorf der LA Hochweitzschen und nach Hilbersdorf verbracht. Von diesen Frauen wurden 105 Frauen am 10., 18. und 19. April 1944 nach Kosmanos bei Jungbunzlau in Ostböhmen deportiert. Kosmanos wurde als „Sterbeanstalt“ durch Mangelernährung und medikamentöse Überdosierung bekannt.

Nach dem Ende der Nationalsozialisten wurde das Heim 1945 zu einem der ersten Jugendwerkshöfe in unserer Gegend. Auch hier gibt es Gerüchte von Misshandlungen, allerdings berichtet einer der damaligen Insassen in einem Forum, dass man zu dieser Zeit sowieso mit dem nackten Überleben beschäftigt war und unter Umständen auch froh sein konnte, ein Dach über den Kopf zu haben. 1960 wurde aus dem Jugendwerkshof ein Spezialkinderheim für schwererziehbare Kinder und Jugendliche. Wie ich schon schrieb, wird auch hier versucht, von den damaligen Betreibern so wenig wie möglich schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen. Das Kinderheim Bräunsdorf unterstand der Jugendhilfe unter der Führung von Margot Honecker. Hier wurden Kinder und Jugendliche untergebracht, die nicht den sozialistischen Maßstab im Alltag erfüllten und schon wegen geringen Vergehen Prügel und Erniedrigung erfuhren. Grund für die Einweisung in solche Heime waren unter anderem Schulschwänzen, Umtriebigkeit oder Aufbegehren gegen das sozialistische Regime. Der Erziehungsstil in solchen Heimen war eng an das Sowjetvorbild der Kollektiverziehung angelehnt. Die Kollektivschuld war in dem Rahmen dieses Erziehungskonzeptes ein weit verbreitetes Problem. Das heißt, wenn ein Kind einen vermeintlichen Fehler beging oder sich nicht diszipliniert genug verhielt, wurde die ganze Gruppe haftbar gemacht und Kollegtivstrafen verteilt. Das hatte oft zur Folge, dass so Außenseiter entstanden, die nun noch zusätzlich von der Gruppe Prügel bezogen. Auch sprechen einige der ehemaligen Heimbewohner von Faustschlägen, Fußtritten und anderen Drangsalierungen durch Erzieher die teilweise in diversen Forenbeiträgen sogar namentlich genannt werden. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt hier einige dieser Beiträge verlinken. Nach der politischen Wende wurde das Heim geschlossen. Genaue Daten hierzu findet man nicht, jedoch muss es wohl um 1989 gewesen sein. Nach längerem Leerstand wurde das Guts- und Heimgelände von der Deutschen Eliteakademie (DEA) 2003 übernommen, die es zu einem Konferenz- und Schulungszentrum ausbauen wollte, dies scheiterte aber letztendlich an der Finazierung durch die Bankenkrise. Lediglich die Villa wurde saniert und erstrahlt heute in einem modernen Glanz. Das Gebäude dient heute als Wohnhaus. 2011 stürtzte das Dach des Herrenhauses ein. Die Denkmalbehörde schätzte die Schäden an dem Haus als zu schwerwiegend ein und lies es später abreißen. Im März 2019 kaufte eine Frau aus Polen das 1841 gebaute Turmgebäude (oben auf den Bildern) für das Mindestgebot von 10000 Euro. In einem Interview sagte die Dame das sie ein Spa-Hotel dort vorstellen könne oder etwas für Kinder.

 

 

Im Inneren des Schulgebäudes

 

Heute ein Lost Place oder Spukort

Heute ist das ganze Gelände, einschließlich des Rittergutes, ein wahrer Lost Place. Überall sieht man die Spuren des Verfalls und der Zerstörung durch Vandalismus. In einigen Gebäuden der Gutsanlage stürtzen die Dächer ein, im Turmhaus brechen teils die Fußböden zur unteren Etage durch. Im Keller des Turmhauses findet man noch die Betten der armen Kinder und Jugendlichen die in Dunkelhaft mussten. In der oberen Etage des Wohnhauses drei befindet sich die Zelle für die Einzelhaft. In der ehemaligen Anstaltskirche haben einige Vandalen Bänke zerschlagen und die Pfeifen aus der Orgel gerissen. Überall herrscht eine düstere und unheimliche Stimmung, die den Nährboden für einige Spukgeschichten und unerklärliche Ereignisse bildet. Ich selbst war mehrfach mit mehreren Leuten dort, immer gab es irgendwelche merkwürdigen Dinge und immer fühlte man sich während der Shootings beobachtet. Ich bin im Internet über einige Erlebnisse von anderen Urbexern gestolpert, die unseren Erlebnissen ähneln. Auf einer Homepage fand ich zwei hoch interessante Geschichten von Einheimischen, die als Jugendliche wegen einer Mutprobe des Nachts in eines der Gebäude gingen (Gebäude drei, in den auch wir die meisten Erlebnisse hatten) und dann nach wenigen Minuten panisch rausrannten, da sie Kinderschreie im Haus gehört haben wollen. Der Betreiber der Seite versicherte mir, dass, obwohl er direkt in der Nähe wohne, er seit 2010 immer einen Bogen um das Gelände machen würde und egal was passiere, er nie wieder nach Einbruch der Dunkelheit eines dieser Häuser betrete. Andere Einheimische behaupten immer wieder in einem der Gebäude nachts ein Mädchen am Fenster zu sehen (dadurch wurde ich übrigens auf das Areal aufmerksam). Woran es liegt, dass dort immer wieder Menschen von gewissen Ereignissen berichten, kann ich nicht sagen. Eventuell liegt es an dem Leid und Elend, welches dort Menschen fast hundert Jahre erdulden mussten. Gerüchten zu Folge soll es im Innenhof der Anstalt ein mittelalterliches Massengrab geben, in dem Pestopfer bestattet wurden. Vielleicht wollen die ja keine Ruhe geben. Ich kann es euch nicht sagen und will auch nix behaupten. Wer aber schon mal da war und dort den Einbruch der Dämmerung erlebt hat weiß wovon ich hier berichte...

Eingang Haus drei

Waschraum im Haus drei