Basilika Wechselburg

Die Basilika Wechselburg ist dank ihrer Porphyrelemente nicht nur beispielhaft für die Architekturgeschichte der Region, sondern beherbergt mit ihrem wuchtigen Lettner wohl auch eines der kostbarsten romanischen Kunstwerke der Welt. 

Die romanische Basilika „Heilig Kreuz“ aus dem 12. Jahrhundert zählt zu den bedeutendsten aus Rochlitzer Porphyr gestalteten Gebäuden. Baubeginn war um das Jahr 1160; 1168 wurde der östliche Teil der Kirche geweiht. Wahrscheinlich wurde die Kirche um 1180 vollendet, das Kloster etwas später.
In seiner Schlichtheit und Strenge lässt sich die Bedeutung des Gotteshauses erahnen: Aus einer Urkunde aus dem Jahr 1168, die die Weihe des östlichen Teiles bezeugt, geht hervor, dass hier ein Ort geschaffen werden sollte, an dem für den Gründer Dedo von Groitzsch und seine Frau Mechthild auch nach deren Tod gebetet wird. Das Grabmal der beiden ist heute noch in der Kirche erhalten.
Als Dedo von seinem Vater Konrad von Wettin den Burgwaldbezirk von Rochlitz erhielt, gründete er das Kloster „Zschillen“. Er ließ größere Waldgebiete roden und das Land urbar machen. Aus dem Hauskloster seines Vaters auf dem Petersberg bei Halle konnte er die ersten Mönche gewinnen, so dass der Ursprung Wechselburgs für immer mit der Gründung des Klosters verbunden ist.
Zu Ehren des heiligen und siegreichen Kreuzes, der Gottesmutter Maria und des Evangelisten wurde die Kirche geweiht. Das Patrozinium, das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September, findet sich auch baulich in der Kirche wieder: Der Grundriss der dreischiffigen Basilika bildet eine Kreuzform.
Zu der einzigartigen Besonderheit der Kirche gehört der Lettner, eine Trennwand zwischen dem Gemeinde- und dem Chorraum. Dieser Lettner wurde erst nachträglich - wohl um das Jahr 1230/35 - in die Kirche eingebaut. Die Kreuzigungsgruppe mit Maria und Johannes unter dem Kreuz ist das markante Kennzeichen der Kirche.
Die erste klösterliche Gemeinschaft in Wechselburg konnte sich allerdings nur ungefähr hundert Jahre halten. Wegen Unruhen entschloss sich Markgraf Heinrich der Erlauchte im Jahr 1278, das Kloster an den Deutschen Ritterorden zu übergeben. Dieser führte das Kloster zu seiner Blüte, ehe es durch die Wirren der Reformation wie fast alle Klöster aufgelöst wurde.
1543 fiel das Kloster mit allen Besitzungen an den Landesherren Moritz von Sachsen. Im gleichen Jahr tauschte dieser das säkularisierte Kloster gegen die Burgen Hohnstein, Lohmen und Wehlen in der Sächsischen Schweiz, deren Besitzer bisher die Herren von Schönburg waren. Von diesem Tausch leitet sich wohl der Name „Wechsel-Burg“ ab. Seit dem Jahr 1543 prägten die Herren und Grafen von Schönburg-Forderglauchau die erhaltenen Gebiete Penig, Zinnberg, Remse, Rochsburg und Wechselburg.
Das seit dem als „Schloss“ bezeichnete Kloster wurde nach der Reformation nur selten genutzt und verfiel mehr und mehr. Erst ab 1665 wählte Samuel Heinrich von Schönburg Wechselburg zu seinem ständigen Wohnsitz und ließ die Kirche restaurieren. Dabei wurde der Lettner abgetragen. Ein Teil fand als Altarschauwand in der Hauptapsis, ein anderer als Kanzel im Kirchenschiff Verwendung.
Unter Graf Carl Heinrich Alban von Schönburg gab es 1843 den ersten katholischen Gottesdienst in der Schlosskirche. Als im Jahr 1869 das Wechselburger Grafenpaar Karl von Schönburg und Adelheid von Rechteren-Limpurg in Rom zum katholischen Glauben konvertierten, war dies ein Bekenntnis zur Erhaltung der überlieferten Gestalt des Gotteshauses. Die Kirche wurde aufwändig renoviert und komplett ausgemalt.
Nach der Bodenreform 1945 wurde die gräfliche Familie enteignet und die romanische Kreuzbasilika dem Bistum Dresden-Meißen übereignet und von diesem zur Wallfahrtsstätte erhoben. Seit 1957 ist sie die Pfarrkirche für die katholische Gemeinde Wechselburg und Umgebung.
In den Jahren 1952 bis 1972 fanden umfassende Restaurierungsarbeiten in der Basilika statt und der Lettner wurde rekonstruiert. 2001 erhielt die Kreuzigungsgruppe ihre ursprüngliche Gestalt zurück; der Längsbalken des Kreuzes war über die Jahre durch mehrere Bearbeitungen um fast einen halben Meter geschrumpft.

Benediktinerkloster
Seit 1993 beherbergen die Räume neben der alten romanischen Basilika ein Benediktinerkloster, das vom bayerischen Kloster Ettal aus gegründet wurde. In Wechselburg sind damit zum ersten Mal in der Geschichte Benediktinermönche. Jedoch war dieser Ort von Anfang ein „Klosterdorf“. Zunächst entstand um 1170 ein Augustinerchorherrn-Stift, rund hundert Jahre später übernahm der Deutsche Ritterorden das Kloster. Mitte des 15. und 16. Jahrhunderts fiel das Kloster mehreren Bränden zum Opfer. Unter der Leitung des Ritterordens kam das Kloster zu seiner größten Blüte, bis es durch die Reformation im Jahr 1543 - wie fast alle Klöster - aufgehoben wurde. Zwischen 1543 und 1993, also für 450 Jahre, kam das klösterliche Leben in Wechselburg zum erliegen.
Die Gemeinschaft der Benediktiner bewohnt heute einen Seitenflügel des Schlosses („kleines Schloss“), in dem auch das Jugend- und Familienhaus untergebracht ist. Mit seinen ungefähr 60 Betten bietet das Haus Gruppen und Einzelgästen Raum und Atmosphäre für Bildung, Erholung und geistliche Begleitung.
Schloss
Nachdem mit der Reformation das Kloster aufgelöst wurde und der Besitz an die Grafen von Schönburg überging, entstand auf dem ehemaligen romanischen Kloster das noch heute erhaltene barocke Schlossgebäude. Von der alten Klosteranlage ist heute noch der „romanische Keller“ erhalten. 1756 vollendet diente es als ständige Residenz des Grafen Carl Heinrich Alban von Schönburg. Unter den Grafen entstand in Wechselburg eine gepflegte Gartenkultur: Neben dem noch erhaltenen Schlosspark wurde die Fläche zwischen dem Schloss und der St. Ottokirche jedes Jahr als Barockgarten neu gestaltet. Wo sich heute der klösterliche Kräutergarten befindet war ursprünglich die Orangerie.
Durch die Bodenreform kam das Schloss in staatliche Hände und war in den 50er und 60er Jahren TBC-Heilstätte für Kinder, dann Kinderkrankenhaus und nach der Wende bis 2005 Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie als Außenstelle der Krankenhaus gGmbH Rochlitz. 2006 wurde die Zweigstelle an den Standort Mittweida verlegt. Seitdem steht das ehemalige große schönburgische Schloss leer und wartet darauf, aus seinem „Dornröschenschlaf“ erweckt zu werden. Das „kleine Schloss“ und der ehemalige Verwaltungstrakt befinden sich im Eigentum des Benediktinerklosters.